
17. June 2018
CTG in der Schwangerschaft – sinnvoll oder nicht?
Die meisten Arztpraxen und auch Hebammen führen das CTG in der Schwangerschaft routinemäßig ab ungefähr der 30. Schwangerschaftswoche durch. Doch es gehört gar nicht zu den empfohlenen Routineuntersuchungen in der Schwangerschaft. Es steht nicht in den Mutterschaftsrichtlinien.
Welche Vor- und Nachteile bringt ein Routine-CTG mir als Schwangere?
Was ist ein CTG?
Das CTG, kurz für Cardiotokogramm, zeichnet die kindlichen Herztöne und – optimalerweise – die Wehentätigkeit auf. Hierbei ist wichtig zu wissen, dass die Wehen über einem Drucksensor gemessen werden. Dies ist eine recht ungenaue Messung, da sie sehr stark vom Körperbau der Frau, ihren Bewegungen, den Kindsbewegungen und weiteren Faktoren abhängt. Somit kann die Höhe des Ausschlags nichts über die Stärke einer Wehe aussagen und ein CTG muss immer individuell betrachtet werden.Völlig harmlos?
Da das CTG in keiner Weise direkt körperlich eingreift, wird es oft als völlig unbedenklich angesehen. Tatsächlich ist die Technologie des CTG auch nicht in irgendeiner Form gefährdend. So ist es für viele Frauen das gute Gefühl, dass das Baby beobachtet wird und geschaut wird, ob es ihm denn gut geht. Problematisch ist, dass sehr häufig völlig normale Ergebnisse aus Unwissenheit oder Unsicherheit als pathologisch, also nicht normal und möglicherweise auffällig, eingestuft werden. So landet dann eine völlig gesunde Schwangere mit einem völlig gesunden Baby in der Klinik, wo man aus Vorsicht und um sich rechtlich abzusichern dann weitere Untersuchungen durchführt oder Konsequenzen zieht. Nicht selten resultieren aus falsch interpretierten CTGs in der Schwangerschaft Geburtseinleitungen, welche dann wiederum zu verfrühten Geburten mit Komplikationen oder Kaiserschnitten führen. (4)Woher kommen Fehlinterpretationen?
Ein CTG zeichnet ein Fenster von 20-30 Minuten auf – in ganzen 14 Tagen, denn so oft sind ab der 30. Woche die Vorsorgeuntersuchungen. Dass dieses kurze Zeitfenster wenig aussagekräftig ist, kann man sich sicher denken. Ganz oft schläft ein Kind einfach nur wegen der CTG-Aufzeichnung. Dann ist die Herzfrequenz niedriger. Lässt es sich dann nicht wecken und bleibt das CTG so über längere Zeit, wird gemutmaßt, dass das Kind schlecht versorgt sei und die Frau in die Klinik geschickt. Zudem ist die kindliche Herzfrequenz bei unreifen Babys noch anders als bei Babys, die sich bereits um den Geburtstermin befinden (2). Auch das scheint oft nicht berücksichtigt zu werden. Im Gegensatz dazu spürt die Frau ihr Kind 24 Stunden am Tag und kann selber viel besser einschätzen, ob es sich plötzlich weniger bewegt. Interessant, dass wir Frauen dazu kaum aufgeklärt und sinnvoll angehalten werden, obwohl es dazu wissenschaftliche Empfehlungen gibt (2). Auch eingeschränktes Wachstum, das bei den Vorsorgeuntersuchungen festgestellt wird durch die tatsächlich empfohlenen Untersuchungen, weist deutlich auf ein Problem bei der Versorgung des Kindes hin.Was steht in den deutschen Mutterschaftsrichtlinien zum CTG in der Schwangerschaft?
Die Mutterschaftsvorsorge ist in Deutschland extrem gut strukturiert. Es gibt klare Empfehlungen, welche Untersuchungen durchgeführt werden sollen. Diese Empfehlungen basieren auf groß angelegten Studien, welche gezeigt haben, dass diese Untersuchungen wirklich einen Vorteil für Mutter und Kind bringen. Das CTG gibt es schon sehr lange und es steht trotzdem nicht zur Routinevorsorge darin. Es ist also nicht davon auszugehen, dass es einfach noch nicht aufgenommen wurde. Im Gegenteil steht in den Mutterschaftsrichtlinien ganz klar: “Kardiotokographische Untersuchungen können in der Schwangerenvorsorge nicht routinemäßig durchgeführt werden. Sie sind nur nach Maßgabe des Indikationskataloges nach Anlage 2 der Richtlinien angezeigt.” (3) Nur kurz zur Info die Indikationen, also Gründe, für ein CTG in der Schwangerschaft:- in der 26. und 27. Schwangerschaftswoche drohende Frühgeburt
- ab der 28. Schwangerschaftswoche entweder durch Abhören festgestellte Herztonalterationen oder Verdacht auf vorzeitige Wehentätigkeit
- Mehrlinge
- früherer Tod eines Kindes in der Schwangerschaft
- Verdacht auf: Plazentainsuffizienz, Übertragung, Blutung in der Gebärmutter